„Es wäre der totale Wahnsinn, unfit an den Start zu gehen, wenn man nach Rendsburg fährt. So leichtsinnig ist keiner.“ Diese Worte stammen von Hannes Ocik, dem Schlagmann im Deutschlandachter. Und der 29-Jährige weiß, wovon er spricht. Schon mehrfach brachte er die 12,7 Kilometer lange Strecke von Breiholz bis zur Rendsburger Eisenbahnhochbrücke hinter sich. Auch an diesem Sonntag sitzt er wieder mit im Boot.
Am vergangenen Wochenende wurde der Rostocker gemeinsam mit seinem Team Europameister. Das letzte Rennen davor fand am Kreishafen statt. „Wir hatten seit Rendsburg keinen anderen Achter auf der Startlinie mehr neben uns liegen“, so Ocik. Der Grund: Corona. Stattdessen gab es nationale Ausscheidungen im Zweier und drei interne Überprüfungen. Das war’s.
„Mitte Mai waren wir das erste Mal wieder im Achter auf dem Wasser“, so der Polizeimeister. Während der vorherigen Zeit des Lockdowns war es für die Sportler nicht leicht, motiviert zu bleiben. Und dann kam auch noch die Olympia-Absage. „Da waren wir auf der einen Seite enttäuscht, manche von uns fielen in ein Loch“, so Ocik. Andererseits fühlte sich die Absage auch wie eine Erlösung an. „Es war schwierig, das Niveau aufrecht zu erhalten.“
Hannes Ocik musste sich zunächst sammeln, doch dann genoss er die Zeit in seiner Rostocker Heimat. Er konnte seine Freundin sehen und lebte unabhängig von den vorgegebenen Zeiten im Trainingslager. Doch es juckte in seinen Fingern. Er trainierte von Zuhause aus. Und als dann der neue Termin für Olympia stand, gab ihm das neue Energie.
Am 18. September kam schließlich die finale Bestätigung: Der SH Netz Cup findet statt. „Das hat uns zusätzlichen Antrieb gegeben, ordentlich zu trainieren“, sagt Hannes Ocik. Denn leichtsinnig sind die Jungs des Deutschlandachters ja nicht.
Die Scharen der Fans an der Strecke wird der Ruderer allerdings vermissen. „Rendsburg ist immer eine Veranstaltung gewesen, wo wir uns die zwölf Kilometer auch von den Zuschauern haben tragen lassen. Das hat dafür gesorgt, dass man dann doch noch einmal über sich hinaus gewachsen ist. Aber wir sind dankbar für jeden Wettkampf, den wir kriegen können.“ Auch dann, wenn es sich um das härteste Ruderrennen der Welt handelt.