Hannes Ocik ist der erste Schlagmann des Deutschland-Achters. Aus seinem Hobby ist über die Jahre sein Lebensmittelpunkt geworden. Wir haben den 27-Jährigen zum Interview getroffen und ihm ein paar Fragen gestellt.
Hannes stammt aus einer sportlichen Familie – beide Eltern waren als Leistungsschwimmer aktiv. „Als Kind habe ich verschiedene Sportarten ausprobiert und war ständig in Bewegung.“
Zum Rudern kam Hannes damals eher durch einen Zufall. Bei einem Triathlon in Schwerin setzte er sich das erste Mal in ein Ruderboot und fand Gefallen daran. „Bei der Veranstaltung wurde ich dann auch direkt angesprochen, dass meine große Statur ideal für das Rudern wäre.“
Warum eigentlich nicht, dachte sich Hannes und begann 2006 bei der Schweriner Rudergesellschaft zu trainieren. Das harte Training zahlte sich über die Jahre aus. 2013 saß er das erste Mal im Deutschland-Achter und gewann Gold bei den Europameisterschaften 2013 sowie Silber bei der Weltmeisterschaft. Bei den folgenden Euromeisterschaften erruderte sich das Team immer wieder Gold.
Auch in diesem Jahr sitzt Hannes als Schlagmann im Deutschland-Achter. „Ich gebe den Rhythmus und die Schlagauslegung für das Team vor.“
Elf Monate im Jahr wird zwei Mal täglich trainiert. Nach dem SH Netz Cup in Rendsburg haben die Ruderer drei Wochen Urlaub, bevor es wieder zurück in den Trainingsalltag geht. „Die Zeit nutze ich, um mit meiner Freundin in den Urlaub zu fahren und etwas zu entspannen“, sagt er. Ganz ohne Sport geht es allerdings nicht. „Wir trainieren zwar nicht als Team, aber jeder nutzt die Zeit für individuelle Übungen.“
Inzwischen ist Hannes bei der Landespolizei Mecklenburg Vorpommern. „Ich gehörte zur Bereitschaftspolizei in Rostock und bin Teil der Sportfördergruppe. Sie ermöglicht mir, das Rudern auf solch hohem Niveau weiter zu machen.“ Das heißt, der 27-Jährige muss nur 400 Stunden im Jahr arbeiten und kann diese Zeit selbstständig einteilen. „Mein Arbeitgeber stellt mich für das Training und die Wettkämpfe frei.“ Trainiert wird in Dortmund.
Somit pendelt Hannes im Jahr zwischen seinen zwei Lebensmittelpunkten Dortmund und Rostock. „Es ist nicht immer einfach, den Leistungssport mit dem Privatleben unter einen Hut zu bekommen. Es ist eine tägliche Herausforderung.“ Doch bisher gebe der sportliche Erfolg seinem Verzicht und den zahlreichen Kompromissen Recht.
Rückblickend vermisse er manchmal doch ein „normales“ Studentenleben. „Vor allem das Festivalleben hätte ich gerne ausprobiert, so etwas konnte ich nie erleben. Allerdings bin ich von klein auf Richtung Leistungssport erzogen worden und kenne das ,normale‘ Leben eigentlich kaum und vermisse es somit auch nicht so sehr.“ Er sei immer glücklich, wenn er in den Sport zurückkehren könne. „Das Trainingsleben regelt meinen Alltag. Es ist eine auferlegte Struktur von außen, die mir hilft, durchs Leben zu gehen.“
Hannes großer sportlicher Traum ist es, 2020 zu den Olympischen Spielen nach Tokio zu fahren. „Davor muss ich aber erstmal den internen, sehr harten Kampf bestreiten.“
Langfristig will er zudem am Iron Man teilnehmen. „Als Erstes steht aber die Verteidigung des Weltmeistertitels an. Ich freue mich sehr darauf, da wir mit der gleichen Mannschaft wie im vergangenen Jahr an den Start gehen.“
Beim SH Netz Cup geht er zum dritten Mal an den Start. „Ich verbinde mit der Veranstaltung unendlich viele Schmerzen, Anstrengung, Qual und das Überschreiten des körperlichen Limits. Aber auch eine super tolle Atmosphäre und ein Publikum, was einem sehr viel Kraft gibt.“
Das Rennen auf dem Rendsburger Kanal sei mit nichts zu vergleichen. „Nach fünf bis sechs Kilometern sagt dein Körper bereits, er brauche eine Pause. Man muss sich mental auf diese Strecke einstellen, sonst schafft man es nicht.“
Er sei stolz darauf, auch dieses Jahr in Rendsburg an den Start gehen zu dürfen und freue sich auf die Gegner. „Trotz der großen Namen der Gegner wollen wir auch in diesem Jahr den Titel holen.“